Ein Kiez mit Geschichte
Kaum einem fällt die Gedenktafel für Dr. Benno Heller und seine Frau Irmgard auf, wenn er die Sonnenallee vom Herrmannplatz kommend Richtung Hertzbergplatz läuft. Unscheinbar weißt sie darauf hin, dass es hier sehr wohl Menschen gab, die sich einem unmenschlichem Regime widersetzten.
Dr. Benno Heller war Gynäkologe und betrieb seine Praxis in der Sonnenallee, damals Braunauer Straße 13. Gemäß der Klassifizierung der Nationalsozialisten war Benno Heller „Rassejude“. Durch die Ehe mit einer „Arierin“ war er zunächst geschützt, doch nach 1937 durfte er nur noch ausschließlich jüdische Patientinnen behandeln. Dennoch war seine Praxis immer noch gut besucht und selbst viele „arische“ Patientinnen kamen nach wie vor über die Hintertreppe zur Behandlung.
Mehrmals allerdings geriet er in den Verdacht illegale Abtreibungen vorzunehmen und saß deswegen auch in Untersuchungshaft ein. Nach der Pogromnacht von 1938 und vor allem nachdem die ersten Transporte von Juden in die Ghettos und in die Vernichtungslager Richtung Osten Berlin verließen, entschloss sich das Ehepaar Heller Illegalen Unterkunft zu geben. Sie verhalfen unzähligen Menschen zur Flucht, versteckten sie zeitweise, besorgten Nahrungsmittel, Kleider und falsche Pässe.
Anfang 1943 werden die Hellers denunziert, Dr. Benno Heller wird von Gestapo verhaftet. Seiner Frau Irmgard gelingt die Flucht zu ihrer Schwester nach Leipzig. Dort stirbt sie im Alter von 47 Jahren am 15. September 1943.
Die Spur von Benno Heller lässt sich nur schwer finden. Angeblich starb er auf dem Transport nach Sachsenhausen. Doch andere Nachforschungen ergeben, dass er in mehreren Gestapo-Gefängnissen in Berlin untergebracht war. Später soll er in Neuberun, einem Außenlager von Auschwitz inhaftiert worden sein. Mitte Juni 1943 wurde er vermutlich in das Stammlager von Auschwitz deportiert. Er wurde Häftling Nummer 124868. Eventuell musste er später auch im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau Dienst als Lagerarzt verrichten. Ende Oktober 1944 befindet sich Dr. Heller auf einem Transport von Auschwitz in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Von dort wird er in das Nebenlager Liebrose-Jamlitz deportiert. Mitte Januar wiederum soll er mit einem Einzeltransport von dort in das Konzentrationslager Ravensbrück gekommen sein. Und von da an verliert sich seine Spur. Es gibt es keine Klarheit über den Verbleib von Dr. Benno Heller.
Wer mehr dazu lesen möchte: Neuköllner Pitaval - Wahre Kriminalgeschichten aus Berlin. zusammengestellt und eingerichtet von Klaus Herrmann, Andrea Lefèvre und Raymond Wolff. Rotbuch Verlag 1994.