Zwölf Jahre Sanierungsgebiet Kottbusser Damm Ost gingen zu Ende
Auf einem Informationsabend für Bewohner wurde Bilanz gezogen und künftige Projekte vorgestellt
Gut gefüllt waren die Räume des TEK-STIL-Labors am Abend des 29. August. Etwa 50 interessierte Bürger waren gekommen, um sich über die Aufhebung des Sanierungsgebietes "Kottbusser Damm Ost" zu informieren.
1995 wurde das Gebiet nach dem Leitbild der behutsamen Stadterneuerung zum Sanierungsgebiet erklärt und festgelegt. An der Sanierung beteiligt waren die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der Bereich Stadtplanung des Bezirksamts Neukölln, die BSG (Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft GmbH) als Sanierungsbeauftragter und die Betroffenenvertretung, d.h. eine Gruppe aus aktiven Anwohnern des Gebietes. Aus diesen Akteuren setzte sich der Sanierungsbeirat zusammen, der viermal im Jahr tagte, um Projekte zu diskutieren und Ziele der Sanierung festzuschreiben.
Nach anfänglicher Prüfung der Bausubstanz zwischen Kottbusser Damm und Friedelstraße sowie zwischen Sonnenallee und Maybachufer legte man sich auf die Sanierung einzelner Blöcke fest. Die geschätzten Kosten betrugen im Jahr 1995 23,2 Millionen Euro, nach Überarbeitung reduzierte sich der Betrag auf 17,2 Millionen Euro. Tatsächlich wurden dann bis Dezember 2006 13 Millionen für die Sanierung ausgegeben, 1,5 Millionen Euro stehen noch bis 2009 für weitere Projekte zur Verfügung.
Was wo genau geschehen ist und welche Sanierungsziele erreicht wurden, beschrieb Torsten Kasat von der BSG:
Block 01
Maybachufer 4 / Schinkestraße 23/24
Geplant war hier ein Neubau des Spielplatzes. Zu diesem Zweck wurde ein Workshop mit Kindern durchgeführt, um ihre Wünsche aufzunehmen und zu realisieren. Zudem soll ein öffentlicher Weg die Schinkestraße mit dem Maybachufer verbinden. Hier sollen auch Grünanlagen entstehen. Der Neubau des Spielplatzes ist bereits abgeschlossen, die Durchwegung ist noch abhängig von dem Erwerb eines Grundstücks. Man rechnet jedoch damit, dass die Sanierungsziele 2008 erreicht werden.
Block 07
Hobrechtstraße 55 - Ökozentrum
Die Sanierungsziele für diesen Block waren die Errichtung eines Spielplatzes, das Entstehen des Ökozentrums mit Schwerpunkt Jugend und Beruf, eine öffentliche Grünanlage und die Durchwegung zum Kottbusser Damm. Auch hier wurden die meisten Sanierungsziele bereits erreicht. Der geplante Lern- und Nachbarschaftsgarten wird vermutlich Ende 2008 als öffentliche Grünanlage realisiert sein. Zudem wurde in der Hobrechtstraße zwischen Pflüger- und Sanderstraße die Spielstraße erneuert, so dass Kinder jetzt sicherer die Fahrbahn überqueren können.
Block 45
Weserstraße 2 / Sonnenallee
Der Innenhof der Gebäude wurde entkernt, d.h. Nebengebäude und Seitenflügel wurden abgerissen und der Innenhof wurde neu gestaltet.
Block 08
Grundstück Hobrechtstraße 32 / durchgehend zur Friedelstraße 39
Bis 1996 befand sich dort eine aufgegebene Gewerbenutzung. Für 1,46 Millionen Euro erwarb das Land Berlin im Jahr 1996 dieses Grundstück. 1998 begannen die Abrissarbeiten und die Altlastenbeseitigung. Im Jahr 200 bekam der Verein Grün für Kinder e.V. das Gelände zur Zwischennutzung: Es entstand der Kids Garden, eine grüne Oase mit Teich und Beeten, der vor allem von Kitas und anderen Kindergruppen genutzt wird. 2006 wurde in einem Bebauungsplan der Neubau eines Eltern-Kind-Zentrums auf dem Gelände festgesetzt und das Grundstück wurde an den Bezirk Neukölln (Abteilung Jugend und Naturschutz- und Grünflächenamt) übertragen.
Nach der Vorstellung der einzelnen Blöcke wurde eine sehr emotionale Diskussion geführt. Vor allem der geplante Neubau einer Kita bzw. eines Eltern-Kind-Zentrums auf dem Gelände des Kids Garden erhitzte die Gemüter. So erklärten Vertreterinnen einiger Kitas im Reuterquartier, dass es keinen Bedarf für neue Kitaplätze gäbe, denn die meisten Kitas hätten noch freie Plätze. Außerdem befürchteten einige, dass die vorhandenen Grünflächen nach Realisierung der Pläne wegfallen würden. Jugendstadträtin Gabriele Vonnekold versicherte, dass die Grundfläche des Neubaus relativ gering sei, so dass der weitaus größte Teil von Kids Garden bestehe bliebe. Zudem sei die Finanzierung noch nicht gesichert. Gewünscht sei außerdem eher ein interkulturelles Eltern-Kind-Zentrum mit einem Angebot, das weit in den Kiez hineinreiche und mit großen Räumen, die von vielen Akteuren genutzt werden könnten.
Die Zukunft von Kids Garden wird wohl noch einige rege Diskussionen bereithalten. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass der Reuterkiez durch die Sanierung und durch umfangreiche Baumaßnahmen, die durch das Quartiersmanagement Reuterplatz realisiert werden konnten, deutlich an Lebensqualität gewonnen hat.