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Freitag, 13.12.2002

Who let the dogs out?

Etwa 60 interessierte Anwohner und 20 Jugendliche besuchten am gestrigen Donnerstag die Informations-veranstaltung zur Umwandlung der Rütlistraße in eine Jugendstraße bis zum Jahr 2006.
Zu Beginn entwarf ein Videofilm die Vision: die Sperrung der Rütlistraße für den Verkehr (mit Ausnahme von Feuerwehr- und Rettungsfahrzeugen, Müllabfuhr und Lieferverkehr), die Öffnung der Schulhöfe und der angrenzenden Gelände von Kita, Jugendklub ‚Manege‘, des Spielplatzes (weg mit den Zäunen!) und dadurch ein großzügiges, offenes Gelände auf dem Sport- und Spielflächen, Treffpunkte für nachbarschaftliche Begegnungen, Cafés, Freibühne etc. entstehen werden, die Umgestaltung der vewahrlosten Villa in ein Jugendhostel mit Ausbildungsbetrieb für Jugendliche und in einen Ort, an dem nationale und internationale Begegnungen stattfinden werden. Im Anschluss an den gezeigten Film stellten sich die einzelnen Mitarbeiter von Fusion Intercultural Projects e.V. vor und erläuterten die einzelnen Module aus denen die Realisierung des Projekts besteht näher. In alle Arbeitsschritte - von der Planung bis zur Fertigstellung - werden Jugendliche miteinbezogen
Danach gab es ausreichend Platz und Zeit für die Anwohner, ihre Kritik, Bedenken und ihre Wünsche zu äußern. Vor allem die Allgemeinsituation im Kiez und weniger das Projekt an sich wurde kritisiert. Die meisten Anwohner sind genervt von Lärm, Hundekot und Vandalismus. Die Jugendlichen verstanden die Einwände und Befürchtungen der Anwohner durchaus, machten gleichzeitig aber auch klar, dass sie nicht mehr länger quasi chancenlos an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden möchten, zumal in vielen ein ungeheures kreatives Potential steckt, das man nutzen sollte, um Positives zu bewegen.
Einige Schüler der Rütli-Oberschule arbeiten bereits in einem Workshop an dem ersten Modellentwurf der Straße. Die Direktorin der Schule, Frau Pick ist überzeugt davon, dass sich die Situation für alle nur ändern läßt, wenn man Jugendliche verstärkt in solche Prozesse einbindet. Hier ist auch eine Chance, die Ergebnisse der PISA-Studie gerade zu rücken. Vielleicht erhält das bisherige Schulsystem durch projektbezogenes Lernen neue Anstöße in Bezug auf soziale Kompetenzen und gemeinwesenorientiertes Handeln, Dinge, die nicht im Rahmenplan Berliner Schulen stehen. Eine Reform des herkömmlichen Schulwesens, dem die Rütlischule fast traditionsgemäß verpflichtet wäre, denn in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts war sie eine der wenigen Reformschulen Deutschlands und ging damals schon außergewöhnliche Wege, in dem sie praxisorientiertes, demokratisches Denken und Handeln förderte.
Konsens bestand darin, dass man etwas tun muss, um diese Missstände abzuschaffen. Dass man Jugendliche miteinbeziehen muss, denn schließlich sind auch sie Bewohner des Kiezes. Von den meisten Anwohnern wurde das Projekt als Chance gesehen, sich zu engagieren und gemeinsam mit Jugendlichen eine Verbesserung zu bewirken, die dem gesamten Kiez zu Gute kommen wird. Die Rahmenbedingungen und eine genauerer Zeitplan werden jetzt gemeinsam von Jugendlichen und Anwohnern entwickelt. Die Bürgerversammlung war ein erster gemeinsamer, wichtiger und erfolgreicher Schritt zur Realisierung des Gesamtprojektes ‚Jugendstraße‘ und zeigte die hohe Akzeptanz für eine solche Maßnahme bei allen Beteiligten.Die ersten Ergebnisse des Workshops und der gemeinsamen Treffen aller Engagierten werden in einer zweiten Bürgerversammlung am Mittwoch, den 19. Februar 2003 im Jugendklub ‚Manege‘ der Öffentlichkeit präsentiert
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foto & text: SPfau